Händedesinfektion: Was länger währt, wird wirksamer
Experten diskutieren derzeit, welche Anwendungsmenge und welche Einwirkzeit von Händedesinfektionsmitteln für die hygienische Händedesinfektion empfehlenswert sind. Laut einer... weiterlesen
Ein neu entdeckter Antikörper könnte zur Therapie gegen mehrere Bakterien zugleich eingesetzt werden – auch gegen Krankenhauskeime, die gegen viele Antibiotika resistent sind. Das zeigt eine Studie, die im Fachjournal „Nature Immunology“ erschienen ist.
Bisher galt, dass ein Antikörper des Immunsystems immer auf ein ganz spezielles Ziel festgelegt ist. Doch das Immunsystem bildet offenbar auch Antikörper, die mehrere verschiedene Mikroorganismen erkennen und neutralisieren – wenn diese gemeinsame Merkmale haben.
Das haben Forscher vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Kooperation mit österreichischen Wissenschaftlern des Biotech-Unternehmens Arsanis Bioscience in Wien entdeckt. Die monoklonalen Antikörper erkennen eine bestimmte Struktur auf der Oberfläche verschiedener Keime, die sogenannten Lipopolysaccharide (LPS) in der äußeren Membran der Bakterien.
Wie die Forscher in ihrer Publikation im Fachjournal „Nature Immunology” berichten, haben sie Antikörper aus dem Blut und Darm gesunder Personen isoliert, die vor verschiedenen Untergruppen von Klebsiella pneumoniae schützen – und darüber hinaus auch gegen andere Bakterien und sogar bestimmte Hefen und Viren.
Solche Universal-Antikörper waren bislang unentdeckt. Sie erkennen bestimmte LPS-Strukturen der Bakterien, im aktuellen Fall solche aus dem Zucker Mannose, an die sich die Antikörper gezielt anheften können. Das Besondere: In Zukunft könnte eine begrenzte Zahl von Antikörpern ausreichen, um eine große Vielfalt an Mikroorganismen zu kontrollieren.
Das könnte Medizinern zum Beispiel helfen, eine gefährliche Blutvergiftung durch Bakterien zu verhindern. Aber auch als Alternativen zum Einsatz von Antibiotika stehen die Antikörper hoch im Kurs. Denn angesichts zunehmender Antibiotikaresistenzen werden neue Arten von Wirkstoffen dringend benötigt. Bei Hochrisikogruppen, zum Beispiel Patienten mit geschwächtem Immunsystem, ließen sich die Antikörper auch prophylaktisch einsetzen.
Mehr als ein Drittel aller Menschen sind mit Klebsiella pneumoniae besiedelt. Bei Gesunden sind die Stäbchenbakterien harmlos, nicht aber bei immungeschwächten Menschen. Klebsiella pneumoniae ist ein häufiger Auslöser von Krankenhausinfektionen und zunehmend resistent gegen Antibiotika.
Jedes Jahr erkranken etwa 400.000 bis 600.000 Menschen in Deutschland an einer Krankenhausinfektion, etwa 10.000 bis 15.000 sterben daran.
Weiterführende Informationen